Die westlichen Gesellschaften erfahren gegenwärtig einen grundlegenden Wandel der geschlechterbezogenen Rollenbilder. Die traditionelle Aufgabenverteilung von Mann und Frau wird immer weiter hinterfragt. Beide, sowohl Männer wie Frauen, stehen vor der Herausforderung, ihre Rolle in der Arbeitswelt und der Familie neu zu definieren. Dabei haben sie mehr Wahlfreiheit als je zuvor. Doch gerade Väter stehen vor der Herausforderung, wie sie ihre familiäre Rolle neu gestalten können, dringen sie doch mit ihrem Wunsch mehr an der Erziehung der Kinder beteiligt zu werden und das Aufwachsen der eigenen Kinder näher zu erleben, in eine traditionell weibliche Welt ein, in der sie ganz neue Vorbilder sein müssen – denn in einer traditionellen Familie, war der Vater arbeiten.
Als Vater Vorbild sein
Kinder – Söhne wie Töchter – lernen viel vom Verhalten ihres Vaters. Denn in ihrem übrigen Umfeld wirken traditionelle Rollenbilder noch stark. Im Kindergarten gibt es sehr viel mehr Erzieherinnen als Erzieher. In der Grundschule ist die Lehrerin öfter der Bezugspunkt als ein Lehrer. Umso wichtiger ist es für den Vater zuhause den Kindern ein Vorbild zu sein. Besonders für Söhne ist der eigene Vater noch länger das geschlechtsgleiche Vorbild, während Töchter früh mit den oben genannten Erzieherinnen und Lehrerinnen in Kontakt kommen.
Damit kommt dem Vater die große Verantwortung bei, das Rollenverständnis von Mann und Frau der Kinder früh zu prägen – und besonders in den ersten Lebensjahren übernehmen Kinder die vorgelebten Rollenbilder besonders schnell. Wer als Vater am Frühstückstisch die Zeitung liest und sich den Kaffee servieren lässt, darf sich nicht wundern, wenn der eigene Sohn beim Vater-Mutter-Kind Spiel mit der Schwester genau diese Rolle einnimmt.
Wer aus persönlicher Überzeugung seine Kinder lieber gleichberechtigt erziehen möchte und nicht die traditionellen Rollenbilder weitergeben möchte, muss zwangsläufig den eigenen Kindern neue Rollenbilder vorleben. Wer sich als Vater regelmäßig in die Küche stellt und gleichermaßen wie die Mutter kocht, putzt und bügelt, der wird beobachten, wie der Sohn sich ebenfalls entsprechend verhält. Der Sohn, der die Kochkünste des Vaters in der Küche erlebt, wird sich selbst eifrig in der Kinderküche ausprobieren und lernen, dass auch Männer richtig toll kochen können.
Gemeinsame Zeit mit den Kindern verbringen
Eltern, die eine aktive Rolle in der Entwicklung der eigenen Kinder einnehmen wollen, müssen Zeit mit ihren Kindern verbringen. Nicht nur als tatsächlichen Zeitvertreib, sondern jede Familienzeit unter dem Gesichtspunkt verstehen, den Kindern als Vorbild zu dienen. Vater und Mutter sein, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Full-Time Job.
Dabei eignen sich Väter besonders als Entwicklungsmöglichkeit für Kinder, damit diese selbst ihre eigene Stärke kennenlernen können. Wer sich als Kind an seinen Eltern reiben konnte, hatte hier die Gelegenheit in einem sicheren Umfeld zu streiten und Rivalität zu lernen. Kinder, die das nicht in der Familie lernen, benutzen hierfür andere Vorbilder. Das kann gefährlich werden – denn Computerspiele eignen sich nicht für die Erziehung.